x galerie.hollabolla
Manfred Näscher

Still und Laut

Ausstellungsdauer: 18. Mai 2014 bis 13. Juli 2014
Still und LautStill und LautStill und LautStill und LautStill und Laut
Zwei neue Serien in Aquarell.
In Manfred Näschers erster Einzelausstellung in Liechtenstein in der galerie.hollabolla in Eschen waren zwei neue, speziell für diese Ausstellung erstellte Serien von Aquarellen zu sehen.
Die Bilder sind von Umkehrungen, Kontrasten und Doppelbödigkeit, vom motivischen Gegensatzpaar Bewegung und Bewegungslosigkeit gekennzeichnet. Die in schwarzem Aquarell gehaltenen figurativen Arbeiten der Serie Laut zeigen Ausschnitte aus Bewegungsabläufen: Schemenhafte Figuren auf der Flucht, auf der Jagd, aufbrechend, heimkehrend, zielgerichtet, vorwärtsdrängend. Die von Primärfarben dominierten Arbeiten der Serie Still stellen Blumen und Pflanzen als Arrangements des Innehaltens dar - doch es sind Trugbilder in der Tradition des Genres des Stilllebens, Allegorien der Gewalt aus Bestandteilen des Actionkinos.
Die schwarz-weissen figurativen Arbeiten der Serie Laut entstanden unter Verwendung von Bildmaterial aus Stummfilmen aus den Jahren 1896 bis 1926. Es ist somit keine Tonspur überliefert, auf der die Geräusche während der Filmaufnahmen dokumentiert wurden, die Filme enthalten keine eigene Erinnerung an Klang. Jedes Bild der Serie evoziert Hörbares durch den Kontext, den der Bildinhalt andeutet, z.B. Protagonisten auf einer fahrenden Dampf-Eisenbahn, die Musik einer Tanzveranstaltung, das Rauschen des Meeres, der Klang von Schritten auf einer hektischen Flucht - ein fragmentarischer Index von Klängen der Bewegung.
Die Stillleben der Serie Still basieren auf Bildvorlagen aus Actionfilmen wie Terminator und Stirb Langsam. Die Pflanzen sind stumme Zeugen der im Bildvordergrund inszenierten Gewaltszenen, dekorative Elemente, oft nur für Sekundenbruchteile zu sehen, die so unbedeutend für den Ablauf des Filmes sind wie ihre bildhafte Präsenz flüchtig ist. In einer Umkehrung dieser Flüchtigkeit wird das bedeutungslose Hintergrundelement zum zentralen Bildmotiv: Das Stillleben ersetzt die direkte Abbildung der Action in einer allegorischen Andeutung durch abstrakt-suggestive Farbgebung, in der sich Action-Genre-Elemente
wie Spannung, Explosionen, Blut, Chaos und Lärm mit dem regungslosen Bildsubjekt des Stilllebens überlagern.
Die Bildtitel der einzelnen Arbeiten beider Serien lehnen sich an die Datumsbilder von On Kawara an. Jedes Bild ist nach dem Zeitpunkt im Film benannt, in dem es erscheint, mit der zusätzlichen Angabe des Erscheinungsjahrs des Films, beispielsweise 12:31, 1988 für ein Bild, das Stirb Langsam zur Vorlage hat, oder 17:56, 1926 für ein Bild, das dem Stummfilm The General von Buster Keaton entstammt.$

Im Berliner Kunstbuchverlag Distance over Time erschien ausstellungsbegleitend und in limitierter Edition das Buch Still mit Bildern aus der gleichnamigen Serie.

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